Zweigeschossige romanische Arkadengalerie
Der Westflügel der Asbecker Kreuzgangantage entstand um 1200. Seine Bedeutung erlangte er durch die Zweigeschossigkeit, wie er in Westfalen nur noch einmal am Dom zu Minden bestand. Vergleichbare Kreuzgänge sind darüber hinaus in Deutschland nur noch aus Hildesheim und Gernrode (Harz) bekannt.
Der Kreuzgang schloss südlich an der Kirche an und bestand vermutlich aus einer geschlossenen Vierflügelanlage, wobei wohl nur der Westflügel mit der für Kunstfreunde so wertvollen zweigeschossigen Galerie ausgestattet war. In
seinem Innenhof befand sich ein Brunnen und die Begräbnisstätte der Stiftsdamen.
Detaillierte Bauzeichnungen aus den Jahren 1833 (A. W. Lücke) und 1851 (Wilhelm Lübke) machen deutlich, dass die Säulenwand des Westflügels in einer Flucht mit der Westwand des Querschiffes der Kirche stand. Die heutige
Galehe steht demnach vom ursprünglichen Standort um einige Meter zurückversetzt. Der mittelalterliche Bau ermöglichte den Stiftsdamen sowohl im Untergeschoss als auch im Obergeschoss (Empore) einen Zutritt zur
Kirche. Der Zutritt ist heute im Kircheninnern farblich markiert.
Die Asbecker Kreuzganggalerie musste eine bewegte Geschichte erfahren. Die um 1200 errichtete Galerie ging wie der übrige Stiftskomplex mit der Säkularisierung 1803 in den Besitz der Familie zu Salm Horstmar über, die aber
kein Interesse an dem Erhalt der Stiftsgebäude zeigte. 1830 war der Westflügel bereits so baufällig, dass zu seiner Sicherung Stützmauern eingebaut werden mussten. Daran nahm jedoch der Asbecker Bürgermeister Meyer Anstoß, weil hierdurch der Kirchengemeinde der Prozessionsweg verbaut wurde. Es kam zu einem Verwaltungsakt, an dem auch der preußische Oberbaudirektor Karl Friedrich Schinkel beteiligt war. Schinkel forderte genaue Zeichnungen an und unterbreitete selbst einen Vorschlag zur Sicherung der Anlage. Diese Bemühungen waren jedoch vergebens. 1862 begann man in Asbeck mit der Abtragung des Säulengangs. Dieser fand allerdings eine neue Verwendung im ersten und zweiten Obergeschoss des 1864 fertiggestellten Diözesanmuseums am Domplatz in Münster. 1966
wurde dieses Gebäude abgetragen. Die Säulengalerie konnte erfreulicherweise, aufgrund einer Initiative aus der Asbecker Bevölkerung, zu einem großen Teil sichergestellt werden. Die wertvollen Architekturglieder lagerten
seither über vierzig jähre in der Asbecker Stiftsmühle.